Die Gefahren der Zunge

Bevor wir uns der wichtigen Thematik widmen, bitte ich jede Leserin kurz in sich zu gehen und sich Gedanken darüber zu machen, was sie heute alles mit der Zunge gesagt hat. 

Dabei könnten uns diese Anregungen helfen:
  • Wie viel von dem habe ich bewusst gesagt?
  • Wieviel von dem hatte einen Nutzen
  • Habe ich heute auch etwas gesagt, was vielleicht nicht so gut war oder andere sogar verletzt hat?
  • Wenn Ja, habe ich diese schlechte Tat bereut und versuche ich mich ab sofort zu verbessern?

Wie würde es aussehen, wenn wir uns jeden Tag diese Fragen stellen würden? 
Wäre dies nicht besser, bevor wir uns an die Schlechtigkeiten unserer Zunge gewöhnen und in Sünde verfallen? 
Die Antwort liegt auf der Hand: Wir müssen alle an uns arbeiten und uns auf diesem Weg abmühen und beweisen, dass wir gehorsame Diener sind. Das ist jedoch alles andere als einfach.

Es ist ersichtlich liebe Schwester, dass wir mehr reden, als wir tun sollten und das wir auch oft gar nicht darüber nachdenken, was wir genau sagen und welche Folgen dies hat. Der Mensch tut es sich schwer, seine Zunge zu zügeln und ja, es ist auch schwer. Wir leben in einer Gesellschaft, die stetig einem Wandel unterzogen ist und somit entstehen neue Themen, über die man reden will. Jedoch merken wir gar nicht, dass wir oft in Themen geraten, die uns nichts angehen und sündigen dabei, da wir achtlos werden. 

Um uns verbessern zu können, müssen wir zunächst wissen, welche Arten von Rede es gibt und welche von diesen erlaubt und unerlaubt sind.

So kann man unter vier Arten der Rede unterscheiden:

  1. Schädliche Rede  Dieser richtet Schaden an und ist somit nicht erlaubt.

  1. Nützliche Rede  Erlaubt, aber riskant, denn es besteht die Gefahr, dass sich unbemerkt Verhaltensweisen wie Augendienerei, gekünstelte Rede, üble Nachrede, Reinsprechen der eigenen Seele und sinnloses Gerede mit den Worten des Nutzes sich vermischen.

  1. Sowohl schädliche als auch nützliche Rede Dieser richtet Schaden an und ist somit nicht erlaubt.

  1. Weder schädlich noch nützliche Rede  Dieser richtet nahe zu immer Schaden an und ist somit nicht erlaubt.

Wir sehen, dass 3 von 4 Redensarten schädlich sind und dass die erlaubte Rede auch sehr vorsichtig getätigt werden soll. Somit wird der Vorzug des Schweigens sehr deutlich. Doch das heißt nicht, dass wir gar nicht mehr reden dürfen. Es heißt lediglich, dass wir aufpassen sollen mit dem was wir sagen und uns dessen bewusster werden.

Unzählige Hadithe beschreiben die Gefahr der Zunge, so wurde beispielsweise überliefert:

Abdullah ibn Sufyan r.a. überliefert von seinem Vater: Ich sagte zum Gesandten Allahs saw.: „O Gesandter Allahs, sag mir so etwas über den Islam, dass ich danach niemanden sonst befragen muss.“ Der Gesandte Allahs saw. sagte: „Sprich: Ich glaube an Allah, und dann sei aufrichtig (in deinem Glauben).“ Sufyan r.a. sagte: „O Gesandter Allahs, was fürchtest du für mich am meisten?“ Da hielt der Prophet saw. seine Zunge und sagte: „Dies.“ 
(Überliefert von At-Tirmidhi)

Anhand des Hadithes wird mehr als deutlich, dass wir auf unsere Zunge acht geben sollten. Der Prophet saw. hielt seine Zunge, um seine Aussage zu verdeutlichen und zu unterstreichen.

So entnehmen wir auch aus Erzählungen, dass sich die Sahaba Steine in den Mund legten, um sich selbst am Sprechen zu hindern. Wenn selbst die Sahaba Angst verspürten eine Sünde mit ihrer Zunge zu begehen, wieso verspüren wir nicht so eine Angst? Was sind unsere Vorkehrungen, um uns vom Übel der Zunge zu hüten?

Meine geehrte Schwester, wisse, dass das viele aussichtslose Diskutieren und nutzlose Reden Beunruhigung und Ärger in das Herz und in die Seele bringt. So sollte man sich von dem so gut es geht fern halten. Lasse dir also deine Ruhe nicht nehmen und widme deine Aufmerksamkeit der Verbesserung deiner eigenen Fehler und vergesse die Fehler der anderen. Wir sind alle auf dem Weg der Verbesserung und sollten durch den kleinen Einblick Erkenntnis gewinnen und bewusster mit unserer Zunge umgehen.

Möge Allah der Gnädige uns vor dem Übel unserer Zunge bewahren und uns unsere vergangenen Sünden allesamt verzeihen, Allahumma Amin!

Eure Schwester Aylin


Quellen:
  • Imam Al-Ghasali: „Die Gefahren der Zunge - Wie hüte ich meine Zunge?“; S. 11 - 24.
  • Dr. Aid al-Qarni: „Die glücklichste Frau der Welt - Eine Schatzkiste voller Weisheiten.“; S. 93 f.

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