Interview: Aus dem Leben einer ZWEİFACH-MAMA
Interview
Aus dem Leben einer ZWEIFACH-MAMA
Verehrte Schwestern, zuallererst möchte ich aufklären, dass dieses Interview nur eine Orientierung ist und nur als Informationsaustausch dient. Die Fragen wurden von verschiedenen Schwestern gestellt und von Umm Abdurahman, einer Zweifach-Mama beantwortet. Ich hoffe sehr, dass dieser Interview Euch ein Einblick verschafft. Möge Allah subhana wa ta'ala uns zu rechtschaffenen Müttern werden lassen, auf dass rechtschaffene Kinder heranwachsen können.
Ich hatte Ziele, die ich davor festgesetzt hatte aber nach dem Muttersein nicht ordnungsgemäß umsetzten konnte. Dies bedeutet jedoch nicht, dass meine Ziele verloren gegangen sind. Erst mit dem Muttersein konnte ich in Wirklichkeit abschätzen und entscheiden, was für meine Kinder am besten ist. Wir dürfen nicht vergessen, dass jedes Elternteil verschiedene und individuelle Kinder besitzt. Nachdem du Mutter geworden bist, weißt du, dass du als Mutter alles durchziehen kannst, wenn du es willst! Die Ziele gehen nie verloren, denn wir sind von Grund auf immer mit weiteren Zielen am Arbeiten. Und wenn ein Ziel nicht den Vorstellungen entsprechen sollte, so müssen wir aus der Situation das beste herausholen und sicher sein, dass das was nun ist, das Beste für unsere Kinder ist. Wir dürfen niemals aufgeben. Wir Mütter haben keinen Teilzeitjob, wir befinden uns in einem Vollzeitjob, so dürfen wir nie hoffnungslos sein und sollten stets mit weiteren Lösungen und Zielen vorankommen.
Ich liebe Kinder und ich bin jedes Mal davon begeistert und erstaunt, wie Allah subhana wa ta'ala uns Mütter erschaffen hat. Ich habe 2 Kinder bekommen und bin manchmal am Ende meiner Nerven. Aber trotz allem liebe ich meine Kinder sehr und stelle mir vor, dass Sie bald groß werden und zu selbstständigen rechtschaffenen Muslimen Heranwachsen werden Biidhnillah. Daraufhin merke ich, wie schön die Zeit war, als sie noch Babys waren und spüre die Sehnsucht danach. Zusehen, wie kleine Babymuslime wachsen und jeden Tag in Ihrem Leben neue, große Schritte hinter sich lassen ist eine gewaltige Ni'ma und das lässt mein Herz aufblühen. Ich bin fest davon überzeugt, dass es sich lohnt den Kinderwunsch aufrecht zu halten. Laut Forschungen und Erfahrungen, weiß man mittlerweile, dass nach jedem Kind die Handhabung vereinfacht wird, dadurch weil man bei den vorherigen Kindern viel Erfahrung sammeln konnte. Kinder zu besitzen ist auf dieser Welt einer der wunderschönsten Ni'ma die Allah uns Müttern gegeben hat. Es ist eine Barakah von Allah. Das Gefühl, dass ein Baby in dir wächst ist unbeschreiblich und atemberaubend. Wir müssen bedenken, dass das eigene Kind auch die Bindung in der Ehe stärkt und dazu führt, eine größere Familie zu werden. Allah gibt uns als Last das, was wir auch wirklich tragen können. So seid Euch sicher, dass egal mit wie vielen Kindern Ihr beschert werdet, Ihr die Kraft und Geduld haben werdet mit Allahs Erlaubnis. Dein Kind wird dir ein Lächeln ins Gesicht zaubern, Sie werden der Grund deiner Glückseligkeit sein. Ihre Zuneigung und Geborgenheit, wirst du von keinem Menschen bekommen können. Es ist eine Liebe die keine Gegenleistung verlangt. Dein Kind ist es, das dich bedingungslos liebt und auch umgekehrt.
3. Wie kann man mit dem Mann ein gutes Team werden was die Kindererziehung angeht?
Du als Mutter bist die Hauptperson und die erste Lehrerin, was die Erziehung deines Kindes anbelangt. Ja, der Vater spielt ebenso eine enorm große Rolle in Sachen Erziehung und Fürsorge, jedoch müssen wir verstehen und akzeptieren, dass wir Mütter es sind, die sich 24h, 7x die Woche sich um das Kind kümmern unabhängig davon, ob wir Unterstützung bekommen oder nicht. Ab dem Zeitpunkt der Geburt deines Kindes bis zum Tod, bist du eine Mutter und legst diesen Titel nie ab. Du wirst den großenteil deiner Zeit mit dem Kind verbringen, allein weil dein Ehemann auf der Arbeit ist. Du wirst dir eine Routine erstellen und dir deinen Alltag so gestalten, wie es am besten ist. Und jede andere Person, sei es auch der Vater, wird sich automatisch an deinen festgesetzten Routinen anpassen, da du als Mutter - allein durch deine Fitrah - weißt, was das Beste für dein Kind ist. Zurückkommend auf die Frage, kann ich euch allen ans Herz legen, dass Ihr mit Euren Ehepartnern reden müsst, sodass von vorneherein keine Missverständnisse oder Diskussionen bezüglich der Kindererziehung entstehen. Nur, weil du als Mutter die meiste Zeit mit deinem Kind verbringst, heißt es nicht, dass der Vater außen stehen muss. Redet mit euren Ehemännern und teilt Euch Eure Gedanken mit. Erzähle ihm, Deine Kindererziehungstechniken und lasse Ihn davon bescheid wissen, auch wenn Er nicht viel davon ausüben kann durch die Abwesenheit. Die autoritäre, starke und bewusste Persönlichkeit des Vaters spielt in der Kindererziehung eine sehr große Rolle und die darf Ihm nicht entzogen werden. Allah hat uns Mütter und die Väter auf verschiedenen Ebenen erschaffen, auf dass wir uns in der Kindererziehung ergänzen können. Kommunikation ist die Lösung aller Probleme. Ihr müsst Euch gegenseitig unterstützen und jedes Mal versuchen alles besser zu machen. Wir können alle Fehlentscheidungen treffen, genau dafür ist auch die Ergänzung miteinander sehr wichtig. Teamarbeit funktioniert erst dann, wenn ihr bereit seid miteinander Euer Ego beiseite zu legen und respektvoll und zielstrebig zusammen zu arbeiten.
4. Wie kann man den Mann dazu animieren, dass er auch Verpflichtungen gegenüber den Kindern hat?
Es sollte rein theoretisch für jeden muslimischen Familienvater selbstverständlich sein, dass Er Verpflichtungen gegenüber dem Kind besitzt. Genau wie bei der vorherigen Frage kann ich hier ebenso darauf betonen, dass die Kommunikation das A & O einer Ehe ist. Du kannst nicht erwarten, dass er deine Gedanken liest. Er ist dein Ehemann und du bist seine Ehefrau, so müssen wir gutmütig miteinander umgehen und was die Verpflichtungen angeht uns gegenseitig unterstützen. Erlaube Deinem Ehemann die Verantwortung die Verantwortung zu übernehmen, sei realistisch und objektiv. Viele Mütter sind sehr fest gebunden an Ihre Kindern, sodass sie absichtlich dem Vater das Kind vorenthalten. So springt aus eurem Schatten. Unterstützung kann erst dann kommen, wenn Ihr bereit seid welche anzunehmen.
5. Wie kann man eine gute Lehrerin für das eigene Kind sein und wie kann man sich diese Geduld aneignen?
Niemals vergessen. Es sind Kinder und keine erwachsene Menschen. Sie sind eine Amanah. Versetzt euch in die Lage eines Kindes. Sie denken, fühlen, sehen und hören alles aus einer ganz anderen Perspektive. Empathie birgt viele Früchte in sich. So wirst du Erleichterung und Unterstützung darin bekommen geduldig zu sein, nachdem du wahrnimmst wer vor dir steht. Genauso wie unsere Ibadat sich bessern, nachdem wir unseren Schöpfer besser kennenlernen, so ändern sich auch unsere Verhaltensweisen gegenüber dem Kind, nachdem wir lernen und verstehen wer vor uns steht.
6. Wie oft sollte man im Durchschnitt Zeit für sich selbst beanspruchen und ab welcher Stufe gilt es schon als Vernachlässigen der Kinder?
Ich kenne keine Mutter, die absichtlich ihre Kinder vernachlässigt, nur um sich etwas zu gönnen. Sowas ist unvorstellbar. Jedoch ist es wichtig als Mutter, sich Zeit zu nehmen. Sei es auch nur 10 Minuten. Wann haben wir zuletzt etwas gemacht, was uns persönlich eine Freude bereitet hat? Liebe Schwester, erst wenn es dir gut geht, wirst du Gutes geben können. Denk an dich und nehme dir die Zeit, nur etwas für dich zu machen. Du als Mutter wirst deine Grenzen kennen und niemals dazu führen, dass dein Kind währenddessen vernachlässigt wird. Achtsamkeit gegenüber unseren Kindern funktioniert dann, wenn wir achtsam gegenüber uns selbst sind.
7. Hat Fürsorglichkeit eine Grenze oder sollte man sich grenzenlos um das Kind sorgen?
Ja, es hat eine Grenze und man sollte sich nicht grenzenlos um das Kind sorgen. Grenzen kennen und umsetzen entfernt viele Probleme. Andersrum jedoch können Probleme entstehen.
8. Wie kann man das Kind am Besten auf den rechtschaffenen Weg lenken und wie kann man damit abschließen, wenn es nach hinten los gegangen ist?
Man sollte schon vor einer Schwangerschaft damit beginnen, für die eigenen Kinder Adiyat auszusprechen. Möge Allah subhana wa ta'ala euch allen rechtschaffene Kinder geben. Liebe Schwestern, die erste Priorität ist die Du'a. Die zweite Priorität ist, ab Tag 1 damit beginnen die Sunnan und Fardh zu praktizieren, was die Segnung des Kindes hervorruft, wie z.B. die Sunnan die man bei einem Neugeborenen praktiziert. Eines Tages kam mein Sohn zu mir und erzählte mir, dass er Angst vor Monstern hätte. Ich habe ihm deutlich erklärt, dass Monster nicht existieren und Allah subhana wa ta'ala sehr stark ist und ihn jederzeit beschützen wird. Daraufhin hat er es verinnerlicht und erwiderte mir, dass Allah stark ist und ihn beschützen wird, somit hat er seine eigene Angst selbst bekämpft mit der reinen Fitrah. Wir müssen unseren Kindern in allen möglichen Lebensabschnitten, unseren Schöpfer näher bringen. Ich bin eine verschleierte Ukht und ich kann mir durchaus vorstellen, dass mein Kind in der Schule negativ darauf angesprochen wird. Genau aus diesen und weiteren gesellschaftlichen Gründen müssen wir die Persönlichkeit unserer Kindern stärken. Selbstverständlich kann es dazu kommen, dass sie wegen ihrer Religion gehänselt werden. Genau da ist es wichtig, mithilfe von Kommunikation und Vorbildfunktion das Kind selbstbewusst und selbstsicher zu erziehen. Klärt eure Kinder auf, sobald sie das geeignete Alter erreicht haben. Ebenso ist es sehr empfehlenswert, dass ihr mit euren Kindern über ihren Alltag und Interessen redet. Nehmt euch Zeit für eure Kinder und kümmert euch um ihre Probleme. Fragt sie nach ihrem Schulalltag und versucht Probleme - falls vorhanden - zu entdecken, um sie zu beseitigen. Möge Allah subhana wa ta'ala bewahren, dass unsere Kinder einen falschen Weg beschreiten. Gebt euren Kindern bis zum letzten Atemzug niemals auf und kämpft jedes Mal aufs neue dafür, um sie zum rechten Weg zu leiten. Misserfolge sind nur Lektionen, so sollte eure Absicht jedes Mal aufs neue stärker werden. Allah sieht eure Absicht, so lasse deine stärkste Waffe, die Du'a niemals los. Wir Mütter müssen Du'a-Maschinen sein für unsere Liebsten. So gibt niemals auf, denn die Hoffnung bei Allah stirbt nie.
9. Wie kann man in dieser nicht-islamischen Gesellschaft, das Kind in dem Kindergarten, Schule etc. davor bewahren so zu werden wie der Rest der Gesellschaft?
Ich schicke meine Kinder nicht in den Kindergarten. Nicht nur aus islamischen Gründen, sondern auch wegen weltlichen Gründen. Wir müssen bedenken, dass die erste Lehrerin des Kindes die Mutter ist und insbesondere in den ersten Lebensjahren. Denn in den ersten Lebensjahren entstehen die Grundbausteine ihrer Persönlichkeit. In diesen Zeiten, nehmen Sie sich Vorbilder und entwickeln ihr Verhalten enorm. Sie nehmen alles auf was sie sehen und können kaum unterscheiden was richtig und falsch ist. Wir Mütter legen ihnen die Weichen. Unsere Erziehungsmethoden entsprechen keineswegs den von den nicht Muslimen. Wir haben was die religiöse Thematik angeht enorm viele Unterschiede. Das Kind in eine Einrichtung zu schicken, wo er/sie sich in den wichtigsten Lebensjahren befindet, ist enorm gefährlich für seine/ihre Fitrah. Wir leben in einer sehr trüben und korrupten Welt. Wenn wir die heutigen Kinder beobachten, so sehen wir in der Mehrzahl, Kinder die leider einen falschen Weg beschreiten. Ich bin verantwortlich für meine Kinder und insbesondere verantwortlich für die ersten Lebensjahren. Es gehört zu den Rechten der Kinder uns Mütter und Väter als Lehrern zu haben insbesondere in den ersten Lebensjahren. Ich möchte anmerken dass ich jede Mutter respektiere, die ihre Kindern in den Kindergarten schickt. Wir haben alle eine individuelle Ansicht, die toleriert werden sollte.
10. Was hast du beim zweiten Kind anders gemacht als wie beim ersten Kind. Welche Unterschiede waren/sind vorhanden?
Selbstverständlich versucht man all die Fehler die man beim ersten Kind gemacht hat, beim zweiten Kind nicht zu machen. Dazu gehören auch Kleinigkeiten wie z.B. Geduld, Ruhe bewahren, Verpflegung etc. Ich war sehr gebunden nach der ersten Geburt, sodass ich ihn überall mitgenommen hatte, sogar in jedes einzelne Zimmer. Ich war sehr anhänglich. Beim zweiten Kind habe ich dies nicht wiederholt, weil ich eingesehen hatte, dass dies nicht richtig war. Die Erfahrungen die man davor gesammelt hatte, verhelfen einer Mutter das nächste Mal besser zu handeln. Mit dem zweiten Kind bin ich lockerer geworden und bin mehr Kompromisse mit mir selbst eingegangen. Mit zwei Kindern habe ich nun mehr Freiraum, wie als mit einem Kind. Mit dem ersten Kind versucht man alles perfekt zu machen. Alles ist neu und man ist aufgeregt. Beim zweiten Kind jedoch, regelt sich vieles von selbst. Hektik und enormer Stress wie beim ersten Kind ist nicht mehr vorhanden, man macht sich vieles leichter, da man sieht was notwendig ist und was nicht. Man sagt ja immer, ein Kind ist kein Kind. Dies kann ich als Zweifach-Mama nur bestätigen. Zusätzlich möchte ich anmerken, dass jedes Kind individuell ist und oft sich die Charakterzüge nicht ähneln. Dadurch entstehen neue Erziehungsmethoden und unterschiedliche Verhaltensweisen gegenüber dem Kind. Man erzieht die Kinder rein theoretisch gleich, jedoch mit einigen Unterschiede, da sie verschiedene Persönlichkeiten besitzen und das macht sich schon ab ihrer Geburt bemerkbar. Man muss verstehen, dass man mit jedem neuen Kind andere Erziehungsmethoden nutzen muss und unabhängig davon ob man will oder nicht, automatisch vieles anders macht. Wir dürfen niemals aufhören mit der Du'a.
Ich bedanke mich herzlich bei Umm Abdurahman, für das freundliche und informative Interview. JazakiAllahu Khayr für deine Ehrlichkeit und dein Vertrauen.
Eure Umm Isa
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